Ausstellung | Aufgetischt! Vera Mercer und Daniel Spoerri
Daniel Spoerri ist ein Schweizer Künstler, der als Erfinder der EAT ART Kunstgeschichte schreibt. Er eröffnete in Düsseldorf das "Restaurant Spoerri" und eine "Eat Art Galerie". Vera Mercer entdeckte das Thema um Markt, Küche und Essen, als sie bei nächtlichen Streifzügen mit Tinguely und Spoerri (den sie 1958 heiratet) in den alten Pariser Markthallen fotografiert. Erstmals werden die Arbeiten der beiden Künstler zum Thema "Essen" in Deutschland einer großen musealen Ausstellung gegenübergestellt.
Aufgetischt! - der „Tisch“, der bei Daniel Spoerris Fallenbildern zum Bildträger wird,
stellt auch bei Vera Mercer den Boden für ihre fantastischen Foto-Stillleben dar.
Vera Mercer
ist in der Kunstszene in den letzten Jahren als eigenwillige und faszinierende Fotografin entdeckt worden.
Ihre phantastischen Foto-Stillleben von barocker Fülle und herausfordernd leuchtenden Farben in
großem Format faszinieren und irritieren den Betrachter zugleich. Das Thema um Markt, Küche,
Essen und Kunst entdeckt sie für sich in den 1960er Jahren, als sie bei den nächtlichen Streifzügen
mit Jean Tinguely und Daniel Spoerri (den sie 1958 heiratet) in den Pariser Markthallen
„Les Halles“ fotografiert: Nahrung wie Früchte und Gemüse, Fleisch und Fisch im ganzen Stück oder
in Teilen. In dieser Zeit wird sie gemeinsam mit Spoerri Teil der Pariser Künstler-Avantgarde um
Marcel Duchamp und Robert Filliou, Niki de Saint-Phalle und Jean Tinguely.
Heute lebt Vera Mercer in Omaha und Paris. Sie stellt sich mit ihren opulenten Blumen-, Früchte- und
Tierstillleben jenseits zeitgenössischer Kunstmoden. In manchen Stillleben rückt Mercer die
jeweilige Aufnahmesituation insbesondere durch extreme Größenverhältnisse ins Absurd-Surreale.
Frisches Obst oder Fisch, halb verblühte Blumen und Tierknochen, also alle Grade der Vergänglichkeit,
existieren einträchtig nebeneinander. Klassische Vanitasmotive wie Schädel oder
halb heruntergebrannte Kerzen gemahnen – als Memento mori – symbolhaft an die eigene Sterblichkeit.
Daniel Spoerri
gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Objektkunst. Als Meister der Assemblage, Mitbegründer
der Nouveaux Réalistes schreibt er Kunstgeschichte. Er wurde vor allem durch seine
„Fallenbilder“ („Tableaux pièges“) weltbekannt. Das sind auf Tischplatten fixierte Überreste einer Mahlzeit oder
einer anderen zufällig vorgefundenen Situation (Arbeitstisch oder Flohmarktstand). Eingefangen wird damit
ein Stück Alltagswirklichkeit wie in einer Falle („piège").
Mit dem „Restaurant Spoerri“ und der dazu gehörigen „Eat Art Galerie“, die er 1968 in Düsseldorf eröffnete,
wurde Spoerri zum Begründer der Eat Art. Eat Art, das ist für Daniel Spoerri das Essen und Kochen als Teil
des Lebenszyklus. Seine Kunst umfasst Objektkunst und Prozess-Kunst, denn der aufgeklebte Moment
ist nur ein Aspekt eines Gesamtzyklus, zu dem Leben und Tod, Verwesung und Wiedergeburt gehören.
Zentrale Themen in seinem Werk sind der Geschmackssinn des Menschen und das Hinterfragen von
Essgewohnheiten. Die Verfremdung von Speisen stellt überlieferte Sinneswahrnehmungen und
Traditionen in Frage oder irritiert sie zumindest.
Die Porzellan-Manufaktur Meissen lädt ausgewählte zeitgenössische Künstler (darunter Daniel Spoerri)
zum Arbeiten mit dem Werkstoff Porzellan ein. Hier entstand in den letzten Jahren eine neue Serie
mit zerbrochenem weißem Geschirr, das in der Tradition der Fallenbilder als „gedeckter Tisch“ vertikal
an der Wand befestigt wird.
„Ich habe nie mit Porzellan gearbeitet, ging also nach Meißen wie ein Elefant in den Porzellanladen.
Ich versuchte also das Material zu untersuchen; fand heraus, dass man es zerreißen,
zerschneiden, zerbrechen und erweichen kann. Das Resultat sind diese Verbrechen.“ (D. Spoerri)
Die Ausstellung „Aufgetischt! Vera Mercer und Daniel Spoerri“
wird von der Franz Schmid Stiftung Marktoberdorf finanziert,
mit freundlicher Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
- Datum:
- 02. April 2019
- Zeit:
- 15:00 - 18:00 Uhr
- Veranstalter:
- Künstlerhaus Marktoberdorf
- Ort:
- Künstlerhaus Marktoberdorf
- Adresse:
Künstlerhaus Marktoberdorf
Museum für zeitgenössische Kunst
Kemptener Str. 5
87616 Marktoberdorf
- Eintritt:
- 5 Euro